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Coming-Out: Endlich draußen…

Es geht nicht mehr. Ich kann nicht mehr. – Ich will nicht mehr. Ich hab‘ es satt, mich zu verstecken.

Irgendwann steht oder stand jeder von uns mal an einem solchen Punkt. Schluß damit, das zu verstecken, was mich zu einem wichtigen Teil ausmacht. Sei es nun aus Verzweiflung und Frust oder aus Wut. Coming-Out heißt, mir selbst und dann vor allem auch anderen einzugestehen, daß ich schwul bin.

Erste Schritte

Es scheint wirklich meistens so zu sein, daß Coming-Out aus einer persönlichen Krise heraus entsteht. Das ist wirklich schade, aber es ist so. Und damit stellt sich eine wichtige Frage: Wem vertraue ich mich an?

Dem besten Freund/der besten Freundin? Einem Beratungstelefon? Einer Selbsterfahrungsgruppe? Gar den Eltern?

Die diffusen Ängste, die damit verbunden sind, kennst Du bestimmt. Leider ist es nicht so, daß ich als schwuler Jugendlicher einfach mit meinem Freund aufkreuzen kann und alle wissen bescheid, (Wie das bei den Hetero-Pärchen ja so ist.), sondern ich muß mich irgendwie outen, etwas sagen, mich zu erkennen geben.

Und es ist einfach schwer, rauszurücken damit. Das kann man nicht leugnen. Aber: Coming Our heißt dann, wirklich anfangen zu leben. Dabei ist es erst mal egal, wie viele und wer bescheid weiß. Wichtig ist der erste Schritt und der befreit im allgemeinen ungemein. Coming-Out ist sicher meistens eines der positivsten Erlebnisse im Leben eines Schwulen.

Und zunächst kann ich es auch ganz gut steuern, wem ich mich offenbare. Ich kann mir Zeit lassen und meine
Erfahrungen machen. Keinesfalls solltest Du Dich von irgendjemanden in irgendeiner Form unter Druck setzen lassen.

Wie weiter

Wichtig ist es dann sicher, andere Schwule kennenzulernen.

In einer Coming-Out-Gruppe kannst Du den nötigen Rückhalt bekommen. Da sind die unterschiedlichsten Menschen, die mit ihrem Coming-Out unterschiedlich weit sind, die sehr verschiedene Erfahrungen gemacht haben, die sehr nett sind, mit denen man gut reden kann, die Dir weiterhelfen können. Und nicht zuletzt kann man hier auch versuchen, tiefere Beziehungen einzugehen.

Hier kannst Du Dich mit den verschiedenen Bereichen schwulen Lebens auseinandersetzen, die vielen Dinge
kennenlernen, die Dir noch fremd sind. Du bekommst die Chance Vorurteile abzubauen, die bisher sicher auch Dein Bild von Schwulen mitbestimmt haben.

And they were happy and gay everafter …

Coming-Out ist eine Sache, die eigentlich nie zu Ende geht. Ich werde immer wieder vor die Frage gestellt, ob ich Bescheid sage oder nicht. Ich meine, es ist entscheidend, daß ich das so mache, wie ich es für richtig halte, mir von niemandem Vorschriften machen lasse. Schließlich lebe ich mein Leben und lasse mich nicht leben.

Literatur

  • „Schwul – na und?“ von Thomas Grossmann: Sehr gut, als Einstieg unbedingt empfehlenswert.
  • „Eine Liebe wie jede andere“, auch von Thomas Grossmann: Gut für Eltern und Freunde geeignet, die erst mal eher neutral informiert werden sollen.
  • „Coming-Out total!“ von Rolf Winiarski: Ganz gut.
  • „Mitten ins Herz“ von Robb Forman Dew: Ein ganz klasse Roman

Nur Mut, als ich damals in die Buchhandlung gegangen bin, um mir die Bücher zu bestellen, hat mich auch niemand angemacht. Es ist sicher ganz gut, sich erst mal ein bißchen einzulesen, bevor man mit anderen redet, denn man kann dann manches besser einordnen und hat für viele Sachen schon gute Gegenargumente. Und gerade „Schwul – na und?“ ist auch für Lesemuffel sehr gut geeignet, da es wirklich sehr abwechslungsreich gemacht ist und wirklich alle wichtigen Themenbereiche gut behandelt.

Lars